Ich bin hochsensibel, du Arsch!

Vielleicht ging es dir auch schon mal so wie mir heute. Du wurdest massiv attackiert und als du dich dann gewehrt hast, hast du so eine Antwort bekommen wie „ich dachte du bist hochsensibel?!“

Es gibt Menschen, die versuchen scheinbar, das einfach gerne gegen dich zu verwenden. Ich möchte diesen Menschen manchmal gerne was ins Gesicht schreien (mache ich nicht). „Ich bin Hochsensibel, du Arsch!“

„Und das bedeutet NICHT, das du mit mir machen kannst, was du willst! Das bedeutet nicht, dass du mit mir so verletzend umgehen kannst und ich das alles still erleiden muss. Und auch nicht, dass ich nicht auch mal unsensibel reagieren darf.“

 

Ich bin Hochsensibel – und ich bin sensibel.

Hochsensibel ist keine Steigerung von sensibel. Auch wenn es sich für Ahnungslose erstmal so anhören mag. Man könnte sich ja aber informieren, wenn es einen interessiert.

Was Hochsensibilität ist, habe ich an anderer Stelle schon ausführlich beschrieben, wenn dich das interessiert, dann gerne hier oder hier nachlesen.

Heute geht es mir hier um etwas anderes. Ich bin heute massiv attackiert worden. Als Mensch und als Mutter. Und direkt danach auch meine Kinder. Die Angriffe waren stark übergriffig, beleidigend und sehr verletzend. Von einem Menschen aus meinem persönlichen Umfeld, der mir eigentlich wichtig ist. Es hat verdammt weh getan. Unfassbar weh getan. Und es hat mich noch viel wütender gemacht. (Löwenmutter und so…)

 

Die Unsensibilität der Nicht-Hochsensiblen

Mit der Unsensibilität nicht-hochsensibler Menschen umzugehen ist ja jeden Tag und ganz generell schon eine Herausforderung – you know what I mean.

Aber wenn die dann auch noch gezogene Grenzen überschreiten, dann wird es echt hart. Und gefährlich. Ich bin nämlich hochsensibel. Und das bedeutet AUCH (nicht ausschließlich), dass meine Gefühle ungleich stärker sind als die von Nicht-Hochsensiblen.

Wenn ich also wütend werde, also nicht so ein bisschen genervt – sondern wütend – dann ist jeder Ferrari neidisch auf mich. Denn dann geht es von null auf 360 in 0,2 Sekunden.

Wobei das eigentlich nicht stimmt. Denn ich versuche oft sehr lange gegen die aufkommende Wut anzukämpfen. Heute waren das mehrere Stunden. In denen die Angriffe weitergingen. Ich finde dann zum Beispiel Rechtfertigungen für mein Gegenüber… „Das hat er bestimmt nicht so gemeint. Ganz bestimmt ist ihm das nur so rausgerutscht und er bereut es schon.“

Und manchmal klappt das nicht. Oder meine Rechtfertigungen werden von der anderen Person einfach direkt widerlegt. Und irgendwann ist dann diese magische und unsichtbare Grenze überschritten. Dann bin ich nicht so ein bisschen wütend. Dann ist jeder Stier in der Arena eine harmlose Hauskatze gegen mich. Jeder Tornado ein laues Lüftchen. Selbst Hulk wäre neidisch.

 

Gefühle zulassen vs. Gefühle unterdrücken

Darauf bin ich nicht stolz. Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich mag diesen Zustand nicht. Ich hasse ihn. Er ist gefährlich. Und ich bin danach immer vollkommen zerstört. Manchmal noch mehr als „nur ich“. Gegenstände zum Beispiel. Schlimmstenfalls auch Beziehungen.

Früher habe ich daher versucht meine Gefühle abzuschalten, weil sie mich sonst so sehr übermannen. Um die anderen (!) zu schützen. Auch wenn sie noch so rücksichtslos zu mir sind. Das passiert mal bewusst aber meistens unterbewusst.

Blöderweise schaltet das alles bis zu einer bestimmten Grenze ab. Das heißt, die guten Gefühle sind definitiv alle abgeschalten. Manchmal ist die Spitze des Vulkans dann aber immer noch am brodeln. In diesen Momenten bin ich absolut unreflektiert, nach außen nahezu gefühlskalt und innerlich immer noch der heiß brodelnde Vulkan. Jederzeit bereit Feuer zu speien.

Und deswegen habe ich seit einigen Jahren bessere Strategien. Ich grenze mich ab. Ich ziehe mich zurück, so dass niemand mehr zu Schaden kommen kann und dann lasse ich den Vulkan explodieren. Ich schreie! Je nachdem wo ich bin, laut oder lautlos. Ich werfe Gummitiere mit aller Kraft gegen die Wand, verprügel einen Boxsack oder tobe mich auf dem Trampolin aus. Und ich habe eine „F*ck You“ Playlist, die mir hilft. Außerdem schreibe ich meine Wut auf. Und ich worke. Und all das hilft wirklich gut.

Wenn man mich in dieser Phase in Ruhe lässt!

Man muss mich allerdings auch in Ruhe lassen. Die Menschen die mir nahe sind wissen und respektieren das.

In diesen Momenten bin ich nicht gut darin meine Gefühle oder meine Gedanken zu schlucken und für mich zu behalten. Und wenn ich es versucht habe, hat es immer in Selbstverletzung geendet. Und ich glaube mittlerweile, dass Gefühle runterschlucken eh ungesund ist. Das ist wie wenn man versucht einen mit Luft gefüllten Ball unter Wasser zu drücken. Eine Sekunde nicht aufgepasst – ZACK – fliegt dir das Ding um die Ohren. 

Wenn man mich aber nicht in Ruhe lässt..

und meine Grenzen immer wieder und wieder und nochmal überschreitet… Dann reagiere ich irgendwann wie der eingezwängte Tiger im Käfig. Dann schlage ich blind um mich und kann Freund und Feind kaum mehr unterscheiden.

Genau das ist heute passiert. Ich bin persönlich attackiert worden. Ich habe mich abgegrenzt und den Chat verlassen. Und bin in einem persönlichen neuen Chatfenster weiter angegriffen worden. Darauf hin habe ich nochmal Grenzen gezogen und bin dennoch weiter angegriffen worden. Meine Kinder, meine Arbeit, ich als Mutter, alles ist schlecht gemacht worden. Auf eine sehr unhöfliche, grenzüberchreitende, gemeine und sehr verletzende Art und Weise.

Ich habe gekämpft und versucht mich zurückzuziehen … habe immer wieder versucht mich zu erden … und dann kam dieser eine Satz! Dieser eine Satz, der in Millisekunden dazu führt, dass in meinem Kopf die Wut übernimmt. (Kennt ihr den Film „Alles steht Kopf“? Darauf bezieht sich das.)

„Jetzt sei doch nicht so sensibel! Mein Gott Madame Hochsensibel!“

Du findest mich zu sensibel? Bitte:

Ich kann auch unsensibel sein!

Das war es dann. Noch bevor ich mein Reptiliengehirn wieder unter Kontrolle hatte las ich, was ich soeben getippt und weggeschickt hatte: „F*ck you! Unsensibel genug?“

 Und promt kam die Antwort: „Und du willst hochsensibel sein? Von wegen!“.

Hochsensibel zu sein hält mich nicht davon ab, auch unsensibel sein zu können! 

Alles was ich dann noch raus musste schrieb ich dann erstmal separat auf. Weil raus musste es. Aber wenigstens war ich schon genug wieder ich, um das nicht sofort in den Chat zu schreiben und abzutippen. Und bevor ich das dann abschickte überarbeitete ich es noch drei mal. Wütend war ich da allerdings immer noch.

Ja, ich bin hochsensibel. Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch unsensibel sein kann. Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch gemein sein kann.

Ja, ich bin hochsensibel. Das bedeutet nicht, dass ich wie ein verletztes Reh auf der Straße liegen muss. Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch ein Arsch sein kann.

Und ja, ich bin mehrfach ausgebildeter Coach. Das bedeutet nicht, dass ich deswegen auch in meinem Privatleben nur selbstreflektierte Sätze und hochqualifizierte Fragen von mir gebe.

 

Denn in erster Linie bin ich ein Mensch.

Ein Mensch mit sehr vielen und sehr tiefen Gefühlen. Das bezieht sich auf alle Gefühle. Dazu gehört eben auch die Wut. Hochsensibel eben. Und vielleicht auch ein wenig sehr temperamentvoll durch meine spanischen Wurzeln und mein Sternzeichen: Skorpion. Und vielleicht hat das alles gar nichts damit zu tun – und ich bin halt einfach so. 

Am Ende hat als Seelenschutz für mich übrigens nur geholfen, die Person zu blockieren. Danke, dass es diese Funktion gibt.

Wie geht es dir damit? Bist du auch wie ich? Was hilft dir in solchen Situationen?

 

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Herzensgrüße ♥
Nicole

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