Der Tod hat mir meinen Papa weggenommen.

Heute will ich euch mit meiner ganz persönlichen Geschichte einmal zeigen, wie The Work von Byron Katie dabei helfen kann, eine stressige Situation zu verändern. Ich bin gespannt was ihr darüber denkt.

 

Ich sitze daheim auf meinem Bett und bin furchtbar traurig. Als ich mich frage, was eigentlich gerade los ist, kommt immer wieder der gleiche Gedanke hoch: Der Tod hat mir meinen Papa weggenommen.

 

Eine gute Gelegenheit, das mal zu worken.

 

1. Frage: Ist das wahr? Der Tod hat mir meinen Papa weggenommen.

– Ja. Ich denke kurz nach, aber das Gefühl ist eindeutig. Es besteht keinerlei Zweifel. Ja.

 

2. Frage: Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? Bei dieser Frage lasse ich mir etwas mehr Zeit. Ich atme tief ein und wieder aus. Und nochmal. Mit absoluter Sicherheit? Nein. Was ist schon absolut sicher? Ich spüre, wie sich das Gefühl ein wenig auflockert. Wie ein Kokon, der langsam aufbricht. Die Antwort ist also Nein.

 

3. Frage: Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst? Der Tod hat mir meinen Papa weggenommen. Mir geht es total beschissen. Ich fühle mich verlassen. Die Luft zum Atmen wird knapp. Ich habe Angst. Wen wird der Tod mir noch wegnehmen? Meine Atemwege verengen sich, mein Atem wird immer schneller, Panik steigt auf, es wird immer schwerer zu atmen. Tränen strömen über mein Gesicht und ich kann überhaupt nicht mehr klar denken. Ich will davon laufen, die Realität verleugnen, nicht mehr Teil von ihr sein. Ich hasse den Tod und will nie wieder etwas mit ihm zu tun haben. Ich fühle mich betrogen. Ungerecht behandelt. Warum muss ich das erleiden? Puh.. das ist total anstrengend, einengend und ich merke, wie die Spirale mich immer tiefer zieht. Ich bin unendlich traurig. Und wütend. Da steigt so eine Wut hoch. Mein Bauch und mein Kiefer verkrampfen sich. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich lasse die Gefühle zu und bemerke, wie gut es tut sich nicht zu zensieren. Das muss offensichtlich mal raus. Erst fühlt es sich so an, als würden die Gefühle die Kontrolle übernehmen. Aber als ich aufhöre dagegen zu kämpfen und sie zulasse werden sie nach ca einer Minute langsam leichter. Mein Atem reguliert sich wieder. Als ich das Gefühl habe es wird etwas besser atme ich noch drei Mal tief ein und aus. Dann stelle ich mir die vierte Frage.

 

4. Frage: Wer oder was wärst du ohne den Gedanken? Ich kann ganz normal weiter atmen. Ohne den Gedanken ist mein Papa jetzt gerade nicht hier. Oder irgendwie schon, weil ich denke ja die ganze Zeit an ihn. Ohne den Gedanken ist alles ruhiger. Friedlicher. Ohne den Gedanken ist die Traurigkeit in Verbindung mit echter starker Liebe anstelle von Wut. Ohne den Gedanken stelle ich mein ganzes Konstrukt über den Tod in Frage.

Das bringt mich direkt zur ersten Umkehrung.

Umkehrung 1: Der Tod hat mir meinen Papa nicht weggenommen. Könnte das auch wahr sein?

1. Beispiel: Hm.. Das ganze Konstrukt über den Tod ist auf einmal weg. Was weiß ich schon über den Tod? Was weiß ich denn darüber, wo mein Papa jetzt ist? Vielleicht sitzt er jetzt gerade neben mir und streichelt mir übers Haar. Vielleicht liegt er irgendwo am Strand und liest ein gutes Buch. Ich weiß es nicht. Ich hab keine Ahnung. Niemand weiß es. Von weggenommen also keine Spur mehr. So betrachtet stimmt diese Umkehrung mindestens genau so sehr wie mein Ursprungsgedanke. Das fühlt sich auf jeden Fall besser an. Ich atme tief ein und aus und lasse das kurz sacken. Dann warte ich, ob sich mir ein zweites Beispiel zeigt.

2. Beispiel: Ich denke ja noch an meinen Papa. Manchmal frage ich ihn etwas und meine zu wissen, was er antworten würde. Ich träume von ihm. Es ist schon vorgekommen, dass ich seinen Geruch wahrgenommen habe. In meinem Herz und in meinen Gedanken ist mein Papa auf jeden Fall. Ich liebe ihn noch immer. Wie könnte man etwas lieben, dass nicht mehr existiert? Jetzt fühle ich mich schon wieder richtig gut. Das fühlt sich richtig an. Voller Liebe und Vertrauen. Mal sehen, ob sich noch ein drittes Beispiel zeigt. Schon nach wenigen Sekunden fällt mir etwas ein.

3. Beispiel: Biologisch gesehen ist mein Papa für immer ein Teil von mir. 50% meiner Gene sind von ihm. Die kann mir gar niemand wegnehmen. Solange ich lebe, lebt er also auch. In mir!

Mir wird bewusst: niemand kann mir meinen Papa wegnehmen. Mein Papa ist für immer ein Teil von mir! Da fühlt sich wunderbar an und ich merke, wie ich unbewusst angefangen habe zu lächeln. Das lasse ich nochmal kurz wirken.

Dann schaue ich, ob mir eine weitere Umkehrung einfällt.

2. Umkehrung: Ich habe mir meinen Papa weggenommen. Das ist erst mal ein harter Satz. Aber ich bin hier um die Wahrheit zu finden und lasse ihn daher erstmal wirken. Ohne darüber nachzudenken lasse ich ihn in mir wirken und warte was passiert. Könnte das denn auch wahr sein?

1. Beispiel: Meine Gedanken haben mir meinen Papa weggenommen. Wenn ich ständig denke, dass mein Papa weg ist, macht mich das unglücklich. Dann bin ich nicht in der Lage mit einem Lächeln an ihn zu denken und ihm meine Liebe zu senden. Stimmt also.

2. Beispiel: Wenn ich diese Gedanken auch noch glaube, dann bin ich nicht in der Lage über den Tellerrand zu schauen. Es gibt spirituelle Menschen die sagen, dass sie mit Verstorbenen sprechen können. Vielleicht könnte ich das auch? Ich habe es nie probiert weil ich so an diesen Gedanken fest hing. Ich nehme mir meinen Papa weg, weil ich meine Verbindung zu ihm aufgegeben habe. Ich habe mich immer tiefer in dieses Konstrukt über den Tod reinziehen lassen.

3. Beispiel: Wer weiß denn schon was „real“ ist? Ich habe einfach ein Konstrukt von anderen Menschen über den Tod übernommen ohne es für mich zu überprüfen und ohne zu bemerken, wie falsch sich das für mich anfühlt. Dadurch habe ich mir meinen Papa weggenommen. Die Verbindung zu ihm. Viel besser fühlt es sich aber an, in der Verbindung zu bleiben.

Das bringt mich direkt ins Tun. Sofort rattert mein Kopf los und ich bekomme ganz viele Ideen, wie ich die Verbindung zu meinem Papa wieder stärken kann. Meine gelebten Umkehrungen für die nächste Zeit: Ich will häufiger eine Kerze für meinen Papa anzünden und mir bewusst Zeit nehmen mich mit ihm zu verbinden (dafür habe ich sogar direkt eine eigene Meditation entwickelt). Ich will meinen Kindern noch mehr von ihrem Opa erzählen. Und ich will endlich ein Fotobuch über meinen Papa machen, dass ich mir anschauen kann, wann immer mir danach ist.

Herzensgrüße ♥
Deine Nicole

 

Bild von Alexas Fotos auf Pixabay